Zweifelsohne war schon der Samstagabend (Fotos) ein Höhepunkt des Jugendtags: Zwei Projektchöre boten zwei Messvertonungen unterschiedlicher Stile dar, die die Zuhörer begeisterten. Eine Zuhörerin berichtet….
„Meine Mitauszubildende hatte mich eingeladen. Sie würden ein Konzert geben, hatte sie gesagt. Und sie strahlte immer so, wenn sie von den Proben erzählte, also beschloss ich, die Einladung anzunehmen. Ich bin vorher noch nie im Maritim Hotel Berlin gewesen. Das edle Ambiente beeindruckte mich sehr. Ich wusste nicht ganz, wo ich hin musste, aber da sich eine große Menschenmenge in einen größeren Saal schob, ging ich davon aus, dass es dort richtig sei. Es war schon relativ voll, aber ich fand noch einen Platz weiter vorne mit gutem Blick auf die Bühne.
Nachdem ich mich gerade eingerichtet hatte, ging es schon los. Das Licht verdunkelte sich und der Chor trat auf. In der dem Applaus folgenden gespannten Stille hob der Dirigent seine Hände und die Orgel setzte sanft ein. Dann auch der Chor. Doch halt! Was dort! Der Ohrenschmaus wurde ganz plötzlich unterbrochen: Ein junger Mann sprang auf die Bühne. Er hatte eine Fernbedienung in der Hand, stoppte die Musik mit seiner Pausetaste und stellte sich als unser Moderator vor. Er begrüßte uns ganz herzlich und erklärte mit viel Wortwitz und Charme den Ablauf von dem nun folgenden Konzert. Er erklärte uns: „Eine Messe ist ein vertonter Gottesdienst, der Rolls Royce der sakralen Vokalmusik.“ Wir würden zuerst eine Messvertonung in D-Dur von Antonin Dvorak hören. In unserem Programmheft befänden sich die Übersetzungen der Liedtexte. Ich war ziemlich erleichtert, wie man sich vorstellen kann. Latein ist nicht so meine Sprache, hatte mir meine Lehrerin schon immer gesagt. Dann bat der Moderator eine junge Frau zum Gebet. Das Gebet hat mich sehr berührt.
Nun ging es aber richtig los. Unterschiedlichste Musik regnete auf mich nieder, wie ich dort als Musikbanause – ja, das muss ich gestehen – saß. Ich konnte den Text in meinem Heft mitlesen und erfuhr mit wahrhaftigem Schrecken das „Crucifixus“, als Christus gekreuzigt wurde oder den sanften Lobpreis des „Heilig, heilig, heilig“, dazu das fröhliche „Hosianna in der Höhe.“ Mir hat das richtig gut gefallen und ich war wohl nicht die einzige…
Nun trat der zweite Chor auf. Es folgte eine kleine Pause, in der der charmante Moderator uns auf die Gospelmesse von Robert Ray vorbereitete. Meine Mitazubine hatte mir mal erzählt, dass „gospel“ das englische Wort für Evangelium ist, also sinngemäß die so genannte froh Botschaft von Jesus Christus beinhaltet. Der Chor wurde jetzt anscheinend von einer Band und nicht von der Orgel begleitet. Das passte, der Chor rockte mit mal schwungvollen, mal nachdenklichen Melodien. Dieses Mal musste ich nicht so oft in mein Programmheft gucken, weil der Text auf Englisch war. Mir gefiel auch die Leistung der Gesangssolisten; ich könnte mich ja nicht vor so viele Leute hinstellen und singen.
Als der Dirigent nach dem letzten Schlussakkord den Arm senkte, tobte das ganze Publikum und bedankte sich für den wundervollen Abend, ich eingeschlossen. Dann trat eine andere junge Frau auf die Bühne und lud uns alle zu einem Get-together ein. Darauf folgen sollte eine Diskussion über Jenseitsglaube und eine Andacht. Zum Schluss bedankte sich ein älterer Geistlicher, den ich dann später als Bezirksapostel kennengelernt habe, ganz herzlich bei allen Beteiligten: „Man spürt euren Glauben“, sagte er. Dann betete er noch.
Ich fand es richtig cool, dass junge Leute sowas auf die Beine stellen können. Ich bin richtig beschwingt nach Hause gefahren. Nächstes Mal bin ich auf alle Fälle wieder dabei.“
Aus dem Gespräch mit einem Gast